Als Jens im Sommer 2018 fragte, ob wir nicht Lust hätten, eine Orchesterreise nach Südafrika zu unternehmen – er habe dort durch einen längeren Aufenthalt seinerseits Kontakte – waren wir gleich Feuer und Flamme. Nach unserer letzten großen Reise 2014 nach China wollten wir sowieso mal wieder auf große Fahrt gehen. Der erste Check bei einer Reiseagentur brachte dann allerdings Ernüchterung – die Kosten einer so organisierten Reise wären für die Mitglieder viel zu hoch gewesen. Aber anstatt den Plan zu begraben, fand sich ein sechsköpfiges Orga-Team, das die Planungen selbst in die Hand nahm – und dafür ein Jahr lang einen großen Teil seiner Freizeit investierte: Reiseroute, Flüge, Reisebus, Unterkünfte, Auftrittsmöglichkeiten, Ausflugsprogramm, Versicherungen, Förderanträge… – alles musste organisiert werden. Unterstützt wurde das Orga-Team durch Randolf Schoenefeld von Afrika Lovers, der ursprünglich nur den Reisebus organisieren sollte, aber im Laufe der Planung eine immer wichtigere Unterstützung wurde und schließlich beschloss, uns sogar auf unserer Reise zu begleiten. Dank der beantragten und genehmigten Förderung durch das Land Niedersachsen und das Goethe-Institut war es uns außerdem gelungen, den nicht unwesentlichen Teilnehmerbeitrag etwas abzusenken.
Im Oktober 2019 war es dann soweit – nach einem Probentag im August und einem Konzert als „Quasi-Generalprobe“ im September in Springe machten wir uns mit unserem Programm „Music Connects People[s] And Cultures“ im Gepäck auf den Weg Richtung Süden. Lesen Sie hier unseren Tourbericht – verfasst von einigen Mitreisenden:
Mittwoch, 2. Oktober 2019
Los geht’s! Am Morgen des 2. Oktober fanden sich die meisten Musiker (einige hatten eine individuelle An- und Abreise geplant) am Flughafen in Hannover ein. Die Schlange am noch nicht geöffneten Check-in-Schalter war beachtlich. Dass das Orga-Team ein Gutes daran getan hatte, früh zum Check-in bereitzustehen, zeigte sich schnell. Zum einen waren da unsere zusätzlichen „Gepäckstücke“ – Percussionkisten, der Bass und weitere nicht-handgepäcktaugliche Instrumente, die aufgegeben werden mussten. Es stellte sich heraus, dass wir doch einige Instrumente mehr ins Handgepäck nehmen durften, als wir geplant hatten. Zum anderen war da die Technik von British Airways, genauer gesagt die Drucktechnik. Aufgrund von Problemen dauerte der Druck der Boardkarten extrem lange. Irgendwann waren wir allerdings fertig und es hatten auch alle die Sicherheitskontrollen erfolgreich passiert.
Eile war trotzdem nicht angesagt, da unser Flug nach London Verspätung hatte. Das Flugzeug hatte einen technischen Defekt und ein neues musste aus Hamburg nach Hannover geflogen werden. Die Verspätung erhöhte sich immer weiter, bis hin zu vier Stunden. Aufgrund dieser Länge gab es Verpflegungs-Vouchers für alle wartenden Fluggäste. Diese mussten gedruckt werden und da war sie wieder – die Drucktechnik! Nachdem endlich die Vouchers gedruckt waren und (fast) alle Mitreisenden ihren (teilweise sehr britisch ausgesprochenen) Namen gehört und ihren Voucher abgeholt hatten, begann die „Schlacht“ um vier (!) Salate, einige belegte Brötchen und alles weitere, was der einzige Imbissstand am Terminal zu bieten hatte.
Die MSOler ließen sich ihre Vorfreude auf die Reise nicht verderben. Man saß gemütlich beisammen, quatschte und aß und trank, was die Rucksäcke, der Imbissstand oder der immer wieder für kurze Zeitfenster geöffnete Duty-free-Laden zu bieten hatten.
Am Nachmittag ging es dann mit dem Ersatzflugzeug nach London. Hier hatten wir aufgrund der Verspätung nun „nur noch“ vier Stunden Aufenthalt und es stießen weitere Musiker dazu, die aus Stuttgart und Hamburg nach London gereist waren. Abends bestiegen wir dann – mit etwas Verspätung ;) – das Flugzeug nach Kapstadt. Das Abendessen – „Chicken or Pasta“ – wurde serviert und nach und nach gingen die Lichter im Flugzeug aus. Gute Nacht, wir sehen uns in Südafrika! (Fenja)
Donnerstag, 3. Oktober 2019
Nach einem über zwölf Stunden dauernden Flug von London Heathrow nach Kapstadt wurden wir sehr herzlich von Randolf von Afrika Lovers empfangen, der für uns die nächsten zehn Tage ein wundervoller Reiseleiter sein würde. Zunächst legten wir einen Halt an unseren Unterkünften ein, um einzuchecken und allen eine kurze Verschnaufpause zu gönnen. Die Hostelgäste unter uns bezogen ihre Zimmer im „never@home“ und die Hotelgäste im „Wilton Manor Hotel“ in Kapstadt.
Zwischen 13:30 Uhr und 14:00 Uhr machten wir uns gemeinsam auf zum Tafelberg. Ich schreibe deshalb zwischen 13:30 Uhr und 14:00 Uhr, da uns mit dem ersten Tag in Südafrika unsere deutsche Pünktlichkeit abhandengekommen war. Warum? Lag es daran, dass wir manchmal wenig Zeit hatten oder dass wir so viele Leute waren? Das weiß niemand so genau. Ich kann euch aber verraten, dass wir mit jedem Reisetag besser geworden sind. :)
Am Fuße des Tafelberges angekommen, genossen wir zuallererst die atemberaubende Aussicht. Mit der Seilbahn fuhren wir dann auf das teilweise über 450 Millionen Jahre alte Bergmassiv des Tafelberges hinauf. Als wir oben die Aussicht genießen wollten, kam bei dem ein oder anderen ein wenig Ernüchterung auf, da uns dichte Wolken an einer schönen Aussicht hinderten. Wohin man auch sah, wir waren in ein wolkiges Weiß gehüllt. Dennoch ergaben sich kurze Momente, in denen die Wolkenwand aufriss, sodass wir die wundervolle Aussicht genießen konnten. Der Berg bot ein paar Wanderwege, die einige von uns erkundeten. Andere hatten ihre erste Begegnung mit einem Tier in freier Wildbahn in Südafrika: dem Dassie, zu Deutsch Klippschiefer. Ein kleines Säugetier, das Ähnlichkeiten mit einem Meerschweinchen und einem Kaninchen hat.
Wieder unten angekommen, entschied sich ein Großteil der Gruppe dafür, im Restaurant „Marco`s African Place“ den Abend zu verbringen. Auf der Karte gab es Vieles zu entdecken: Beispielsweise konnten wir Fleisch vom Springbock, vom Kudu, vom Krokodil und vom Strauß probieren.
Doch südafrikanische Spezialitäten boten sich uns nicht nur auf der Speise-, sondern auch auf der Getränkekarte. Vor allem der „Springbok“ und der „Klipdrift and Cola“ fanden bei einigen von uns besonderen Anklang. Neben dem hervorragenden Essen unterhielt uns eine tolle Band den Abend über und bescherte uns eine ganz fantastische Stimmung. Mit dem Uber, ein Fahrdienst u.a. in Südafrika, ging es schließlich in unsere Unterkünfte zurück und ein langer, erster, wunderschöner Tag in Kapstadt ging zu Ende. (Katja)
Freitag, 4. Oktober 2019
Vorsichtig öffnete ich meine Augen. Strahlender Sonnenschein fiel vom blauen Himmel durch die Jalousie auf mein Bett. Wo war ich? Ich richtete mich langsam auf. Draußen vor dem Fenster erkannte ich einen sandigen braunen Garten – kein Gras, keine Blumen – umgeben von einem baufälligen Drahtzaun. Auf der anderen Straßenseite hängte eine Südafrikanerin gerade Wäsche auf. Ich schaute auf die Uhr: Es war viertel vor sechs am Morgen. Langsam erinnerte ich mich wieder an den gestrigen Tag.
Zu sechst wurden wir nach der Tafelbergbesichtigung in einem Shuttle nach Pella-Katzenberg gebracht. Dieses Dorf liegt ungefähr 50km nördlich von Kapstadt mit einer Fahrtzeit zwischen 45 und 90 Minuten je nach Verkehrslage – wir gerieten natürlich in den Berufsverkehr.
Bei unserer Ankunft an der Moravian Church in Pella empfingen uns nicht nur die über Jens und die Gemeinde organisierten Gastfamilien, sondern auch weitere Gemeindemitglieder – unter ihnen die Konfirmanden, die beiden lokalen Reverends und der Reverend aus dem Ort Mamre. In dem etwa 15 Minuten entfernt von hier liegenden Mamre würden wir am nächsten Tag unser Konzert spielen. Schon hier war ich beeindruckt von so viel herzlicher Gastfreundschaft. Joy, eine der Reverends, begrüßte uns nicht nur in fließendem Deutsch, sondern initiierte auch eine spontane musikalische Darbietung der Anwesenden. Doch für und mit uns wurde nicht nur gesungen, sondern auch gebetet.
Kurz frischgemacht bei meiner Gastgeberin Adri, hatten die Gastfamilien eine weitere Überraschung für uns Gäste: Wir waren zu einem traditionellen Braai eingeladen. Eine Familie der Gemeinde hatte Kaltgetränke und Hotdogs organisiert. Ganz in südafrikanischer Tradition versammelten sich alle um den Grill, denn es war bereits recht kalt geworden. Die klare Nacht ermöglichte einen ganz besonderen Anblick: Neben unzählbaren Sternen entdeckte ich, dass der Mond eher schräg von links unten zunimmt als von rechts nach links. So weit weg bin ich also von Seelze – und doch durfte ich an diesem Abend neben der Glaubensgemeinschaft auch die allgemeine Verbundenheit im Dorf und in der Brassband erleben, in die wir sofort liebevoll aufgenommen wurden. Praktischerweise ist Englisch in Südafrika eine der Amtssprachen, sodass ich mich mit allen gut verständigen konnte und mit den vielen Mitgliedern der Brassband fanden sich schnell gemeinsame Gesprächsthemen: südafrikanische Traditionen, Unterschiede zwischen Europa und Afrika und natürlich die Musik. Adri spielt übrigens Tuba und versicherte uns, dass sie am nächsten Tag auf jeden Fall unser Konzert anhören würde. Da wir alle doch noch sehr müde von der langen Anreise waren, gingen wir recht früh schlafen.
Heute also, am nächsten Morgen, würden viele Musiker, die über Nacht in Kapstadt geblieben waren, die Stadt unsicher machen: Einige schauten sich den Hafen an, andere erkundigten die Innenstadt, wieder andere joggten morgens entspannt auf der Promenade. Sonja und ich hatten uns mit Jens und Eva verabredet, um die Gegend um Pella zu erkunden. Unsere Gastfamilien sorgten sich jedoch um unsere Sicherheit, sodass auch wir zu einem Mittagessen im „Ocean Basket“ in Richtung Kapstadt aufbrachen. Allerdings ganz ruhig im Mietwagen zu viert an der Küste entlang, wo wir am Strand spazierten, Surfer beobachteten und auf dem Signal Hill spazieren konnten. Dann wurde es auch schon Zeit, zum Konzert in Mamre aufzubrechen.
Kurz nach der Ankunft an der Moravian Church in Mamre gab es ein Problem: Unser Dirigent Henning Klingemann musste aufgrund von Platzschwierigkeiten hinter einer Säule stehen (die beste Ausrede für die Musiker, den Dirigenten „nicht sehen zu können“). Auch untypisch für uns Deutsche: Das Konzert begann in südafrikanischer Manier eine Viertelstunde nach der angekündigten Zeit und wurde ohne richtige Pause durchgespielt. Doch unsere spontane Anpassungsfähigkeit wurde belohnt mit rund 80 sehr angetanen Zuhörern und – wohl ebenfalls typisch nach einem Konzert – der Einladung zum Fingerfood.
Während die Musiker, die eine letzte Nacht in Kapstadt übernachten würden, nach einer Stunde dann schon wieder in den Bus stiegen, waren die anderen Gäste der Gastfamilien und ich noch zu einer weiteren großen Feier eingeladen. Bis nachts um drei würde ein DJ afrikanische Musik auflegen. Davon bekam ich aber schon gar nichts mehr mit, da ich viel zu müde von einem langen und unglaublich tollen Tag war, dass mir direkt die Augen in meinem Bett in Pella zufielen.
Am kommenden Morgen hieß es dann leider schon, von unseren liebgewonnenen Gastfamilien Abschied zu nehmen. Mein Koffer war gepackt. Ich freute mich sehr, dass Adri und die andere Gastfamilie, bei der wir noch einmal zum Frühstück eingeladen waren, uns noch zur Kirche brachten, wo schon der Shuttle auf uns wartete. Doch dort standen nicht nur die Gastfamilien, dort waren so viel mehr Menschen mit Instrumenten – und noch während ich diesen Gedanken zu Ende dachte, begann die Musik. Nach so vielen tollen Momenten hier gaben sich auch noch alle solch große Mühe, uns gut auf unseren weiteren Weg zu bringen. Die Brassband aus Pella spielte für uns, einer nach dem anderen holte ein Taschentuch hervor, alle wünschten sich gegenseitig alles Gute, keiner mochte so recht einsteigen und gehen. Was für ein Erlebnis.
Die Stimmung im Shuttle zu den anderen nach Kapstadt war nachdenklich. Wie sollte ich den anderen von dieser Erfahrung berichten, wie konnte ich sie an meinen Erlebnissen in den Gastfamilien teilhaben lassen? Gerade dieser Abschied war so emotional. Ich habe definitiv noch nirgends in Deutschland so viel Herzlichkeit erlebt wie wir hier in Südafrika empfangen, beherbergt und auch wieder verabschiedet wurden. Ich bin fasziniert, wie sich die Menschen hier gegenseitig helfen, wie sie teilweise sehr wenig haben und so Vieles teilen. Auch mit mir – was für ein großes Glück! Diese Eindrücke werden mich sicherlich noch lange weiter begleiten und hoffentlich zu einem besseren Menschen machen. (Sonja & Andi)
Samstag, 5. Oktober 2019
Der Tag begann sehr früh um 6:15 Uhr, zumindest konnte man um diese Uhrzeit die ersten Wecker losgehen hören. Beim sehr leckeren Frühstück stellte sich heraus, dass einige von uns tatsächlich bis um 5 Uhr morgens ausgehalten und die Nacht zum Tag gemacht hatten.
Der Bus wurde ab 8:45 Uhr eingeladen und nach einigen letzten Versorgungseinkäufen im benachbarten Supermarkt – wer weiß, wann es wieder eine Möglichkeit zum Einkaufen geben würde – ging es auch schon los.
Die Busfahrt an sich war schon ein richtiges Highlight. Wir haben Kapstadt entlang der Panoramastraße am „atlindischen Ozean“ (das Wort wird es definitiv in den Duden schaffen!) verlassen. Zur einen Seite hatten wir also das wunderschöne Meer mit teilweise sehr hübschen Stränden und auf der anderen Seite haben uns die „12 Apostel“ Lebewohl gesagt. Es handelt sich um die Zacken auf den Bergen und mehr als 12 sind es auch, aber die Locals sagen, es sind die 12 Apostel, die auf die Stadt aufpassen. :)
Außerhalb Kapstadts wurde ein sehr schönes Fleckchen – ein toller Aussichtspunkt – aufgesucht. Hier wurde eine ausgiebige Foto-Session durchgeführt.
Noch vor dem Mittagessen hatten wir es uns zum Ziel genommen, den Cape Point, von wo aus man das Kap der Guten Hoffnung als den südlichsten Punkt der Halbinsel sehen konnte, zu besuchen. Ein kleiner, sehr voller Weg führte zum Leuchtturm ganz oben. Zwischendurch wurden wir vor den lokalen Affenbanden, BABOONS, gewarnt. Eine Fütterung würde zur Zerstörung dieser Tiere führen… (so geschrieben in der Broschüre).
Jetzt knurrte uns allen schon der Magen und wir beeilten uns zum Restaurant „Two Oceans“ herunterzuwandern. Wir waren sehr gespannt, ob die vorab in Deutschland getätigten Essensbestellungen es auch bis hierher geschafft hatten, aber das Orga-Team hatte seinen Job gut gemacht und jeder bekam, was sie oder er wollte. Bei einem Drei-Gänge-Menü mit einem leckeren südafrikanischen Weißwein ließen wir es uns gut gehen. Die einzige Gefahr bestand in den Möwen, die wirklich gar nicht scheu waren und auf eine Chance warteten, einem das Essen vom Teller zu klauen. Zum Glück saßen wir drinnen und waren dadurch geschützt.
Weiter ging es zum Kap der Guten Hoffnung. Nur ein kleiner Stopp bitte! Zehn Minuten waren für die meisten gerade mal genug Zeit, ein Gruppenfoto zu machen. Für eine kleine Gruppe war es die perfekte Herausforderung zum Speed-Hiking. Auch hier gab es einen Outlook Point, der erklimmt werden wollte. (Challenge Accepted!)
Als der Bus nach 10,1 Minuten wieder komplett besetzt war ging es weiter zum Pinguin Retreat. Dort wird es doch bestimmt Pinguine zu bewundern geben, oder? Natürlich, und davon auch mehr als genug. Der südafrikanische Pinguin ist vom Aussterben bedroht, deshalb gibt es solche geschützten Bereiche, in denen die Pinguine ihre Population wieder aufbauen können.
Nun ging es wieder in den Bus und wir peilten unser finales Ziel für den heutigen Tag an. Wir mussten aber noch gut zwei Stunden im Bus verbringen, um dann endlich in Greyton und Genadendal anzukommen. Ein Teil von uns schlief bei Gastfamilien und der Rest in einem Hostel bzw. Hotel. Das Hostel war zufällig auch eine kleine Brauerei. Der Brauherr hatte schon lange vorher angefragt, ob wir nicht bei ihm spielen könnten. Er hätte schließlich ein Brauhaus, es wäre Oktober und wir kämen ja aus Deutschland und spielen Blasinstrumente: Oktoberfest! Gesagt, getan hat sich eine kleine Abordnung bereiterklärt, zünftige Blasmusik in Dirndl und Lederhosen aufzutischen. Der Abend war sehr kurzweilig und die Zeit ging beim Spielen besonders schnell herum. Niemand musste verdursten und es gab auch ein sehr leckeres Abendessen. Bei den Gästen und auch dem Brauherren kam es sehr gut an. Er wollte uns direkt für das nächste Wochenende engagieren. Spät in der Nacht gab es sogar noch eine kleine Brauereiführung für den noch nicht schlafenden Teil von uns :).
Damit endete der Samstag und für einen kleinen Teil gab es nicht mehr viel Zeit bis zum nächsten Frühstück. (Matthias)
Sonntag, 6. Oktober 2019
Nachdem alle Mitreisenden vom Busfahrer in Greyton und Genadendal eingesammelt waren, fuhren wir gemeinsam nach Gansbaai, wo wir eine Whale-Watching-Tour gebucht hatten. Diejenigen, die nicht an der Tour teilnehmen konnten oder wollten, verbrachten den Vormittag in der Stadt.
Laut der Einführung von „Dyer Island Cruises“ sei es möglich, Wale, Delfine, Pinguine, Weiße Haie und Robben, zusammengefasst unter dem Titel „Marine Big Five“, zu sehen. Nach einer kurzen Stärkung mit Kaffee, Tee und Muffins und einer Sicherheitseinweisung liefen wir schließlich mit unserem Boot aus. In hohem Tempo überwand das Boot die Wellen – nichts für sensible Mägen… Weiße, beschichtete Papiertüten wurden daher dankend angenommen und spätestens in der zweiten Halbzeit von den meisten Passagieren im unteren Deck zumindest präventiv in der Hand gehalten.
Die ersten Tiere, die wir sahen, erschienen uns zunächst als dunkler Fleck auf der Wasseroberfläche. Bei näherem Hinsehen bestand dieser aus tausenden schwimmenden Kapkormoranen (nicht Big Five). Auf einer der Küste vorgelagerten Insel sahen wir schließlich einige Brillenpinguine (Big Five Nr. 1). Ein kleiner Felsen im Meer, nicht weit entfernt und „Geyser Rock“ genannt, wurde nun angesteuert. Dieser ist die Heimat einer gigantischen Kolonie von 60.000 südafrikanischen Seebären (Big Five Nr. 2). Sie schwammen teils sehr nah an unserem Boot und sorgten für besondere akustische und olfaktorische Eindrücke. Unser absolutes Glück stellten jedoch an diesem Tag die Südlichen Glattwale (Big Five Nr. 3) dar. Wir konnten sechs Adulte bzw. Mütter je mit Kind aus der Ferne „beobachten“. Man wusste gar nicht, zu welchem Wal man schauen sollte. Schnaubende Atemgeräusche und mehrere Sprünge eines sehr aktiven, jungen Wals brachten uns zum Staunen. Als sich das Boot schließlich wieder von den großen Tieren entfernte, reckte einer der Wale noch minutenlang seine Brustflosse aus dem Wasser, als wolle er uns verabschieden. Den krönenden Abschluss bildeten unsere kurzen Begegnungen mit einem Hai (zwar kein Weißer Hai und angelockt mit Fischresten von einem Boot, das Tauchen im Haikäfig anbot, doch wir finden, das kann man als Big Five Nr. 4 gelten lassen) und Indopazifischen Buckeldelfinen, welche unser großes maritimes Quintett vervollständigten. Unser See-Abenteuer konnte also erfolgreich und zufrieden abgeschlossen werden. Für den teilweise stark in Mitleidenschaft gezogenen Magen kam die leichte Gemüsesuppe an Land gerade recht.
Mit allen ging es zurück nach Genadendal: Aufbau, Probe und Konzert in der Moravian Church Genadendal – retrospektiv war dies das beste Konzert. Die Akustik war toll und die Stimmung des Publikums unschlagbar. Zwar kamen vergleichsweise wenig Zuhörer, doch machte sich dies nicht in der Lautstärke des Applauses bemerkbar. Zudem tanzten sie zu den „Mambos“ und zu „Pata Pata“. Ein Paar aus Irland freute sich vermutlich besonders über „Lord Tullamore“. Alles in allem ein gelungenes Konzert.
Im Anschluss gab es für uns Musiker ein leckeres Essen, von der Gemeinde vorbereitet. Eine perfekte Gelegenheit für nette Unterhaltungen und interkulturellen Austausch, denn wir aßen gemeinsam mit unseren südafrikanischen Gastgebern. Erschöpft von den vielen Eindrücken dieses erlebnisreichen Tages endete der fünfte Tag im Hotel, Hostel oder in einer Gastfamilie. Angeblich hatte die Brauerei (Hostel) kein Bier mehr, weswegen der Abend zumindest dort eher kurz ausfiel. In unserer Gastfamilie wurde jedoch bei Bier und Wein noch bis spät geplaudert… (Hilke & Fred)
Montag, 7. Oktober 2019
Das Orchester zog weiter, heutiger Etappenabschnitt: Greyton/Genadendal – Knysna. Unterwegs erwarteten uns Wüste, Strauße, verbrannte Erde, die höchste Bungee-Jumping-Brücke weltweit und ein Stein.
Der Reisetag begann wie gewohnt: Frühstück, Koffer packen, noch eine kurze Stadtführung für die Gäste aus einer Gastfamilie, Treffpunkt ansteuern, Bus beladen. Mit 30 Minuten Verzögerung waren schlussendlich alle Musiker eingesammelt und es begann eine gut fünfstündige Fahrt nach Oudtshoorn zur „Safari Ostrich Farm“. Planänderung Nummer 1. Aufgrund schlechter Straßenverhältnisse wurde die geplante Busroute abgeändert. Der erste Zwischenstopp erfolgte nach kurzer Zeit. Während der Busfahrer tankte und wir uns mit Verpflegung eindeckten, tobte sich ein Rudel Affen auf dem Dach eines nahe gelegenen Bungalows aus.
Mit Proviant versorgt brach die Reisegruppe auf in eine der trockensten Regionen Südafrikas – die Karoo. Laut Tour-Guide ist in jener Halbwüstenlandschaft in den vergangenen sechs Jahren kein nennenswerter Regen mehr gefallen. Bei einem weiteren Zwischenstopp wurde vorbildlich Wasser gespart: Eine defekte Klospülung machte die Pinkelpause zu einem besonders „intensiven“ Erlebnis. Dennoch ging es in unbeirrt guter Stimmung weiter Richtung Straußenfarm. Während sich die voraussichtliche Ankunftszeit immer weiter nach hinten schob, verteilte Lars im Bus Koeksisters – ein mit Sirup und Kokos überzogenes, südafrikanisches Gebäck, das uns die Gastfamilien mit auf die Reise gegeben hatten. Besonders spannend wurde es im Wettrennen des Busses mit der regionalen Fauna, bei dem sich die gegnerische Schildkröte schlussendlich geschlagen geben muss. Auf ein Kräftemessen mit der in der Nähe des Straßenrandes stehenden Straußenherde wurde aus taktischen Gründen verzichtet. Bei Spitzengeschwindigkeiten des Kontrahenten von bis zu 70 km/h wäre der Ausgang zu ungewiss gewesen.
Mit zwei Stunden Verspätung erreichte der Bus um 15 Uhr die Straußenfarm in Oudtshoorn. Damit die Küche noch rechtzeitig schließen konnte, gab es die nächste Planänderung und das Mittagessen wurde vorgezogen. Aufgetischt wurde Salat, gebratenes Gemüse, weißer Mais, natürlich Straußenfleisch und als Dessert eine Art Käsekuchen mit Kirschsoße.
Es folgte eine kurzweilige Safari im Anhänger, bei der allerlei Interessantes über die größten Vögel der Welt erzählt wurde. Wichtig: Männchen haben schwarzes, Weibchen graues Gefieder. Dieser Fakt belegt übrigens das bereits 1940 gelebte, progressive Weltbild Walt Disneys. Im Zeichentrickfilm „Fantasia“ lässt Walt Disney Transgender-Sträuße zu Ponchiellis „Tanz der Stunden“ Ballett tanzen. Auch gut zu wissen: Straußeneier können MSOler tragen, ohne zu brechen. Zum Thema Brechen: Es dauert 42 Tage, bis ein befruchtetes Straußenei von seinem Bewohner durchbrochen wird. Die Straußenküken kommen, wie auch der Mensch, zahnlos auf die Welt. Im Gegensatz zum Menschen entwickeln Strauße jedoch im weiteren Lebensverlauf keine Zähne mehr, und das ist auch gut so. Sonst hätte der ein oder andere Holzbläser nach der Handfütterung wohl oder übel auf ein weniger grifflastiges Instrument wechseln müssen.
Die Straußensafari endete wie jede anständige Hochzeit mit mehr oder minder peinlichen Souvenir-Fotos in der Fotobox – natürlich stilecht mit Accessoires aus Straußenfedern. Nach nur zwei Stunden hieß es um 17 Uhr wieder Einsteigen in den Bus. Auf der anschließenden Fahrt erwartete uns ein von einem schweren Buschbrand heimgesuchtes Areal, sowie die mit 216 Metern höchste kommerziell betriebene Bungee-Jumping-Brücke der Welt. Es ist 18:10 Uhr.
Planänderung! Eine Warnleuchte blinkte auf, es piepste, der Motor des Busses drohte zu überhitzen. Hätte der Busfahrer das Gefährt beim Wettlauf mit der Schildkröte doch lieber geschont. Es half nichts, der Bus hielt an. Ein kurzer Blick in den Motorraum bestätigte die Befürchtungen: Ein Stein hat sich in der Keilriemenscheibe festgesetzt und den Keilriemen beschädigt. Immerhin befand sich in unmittelbarer Nähe ein Supermarkt, sodass die Standzeit zum Aufstocken von Reiseproviant genutzt werden konnte.
Glück im Unglück: Zufällig entdeckte ein fachkundiger Mechaniker den liegengebliebenen Bus und half beim Austausch des Keilriemens. Kaum verließ der letzte MSOler den Supermarkt, war der Bus einsatzbereit. Um 19:10 Uhr rollte er wieder und lieferte das Orchester ohne weitere Zwischenfälle um 20 Uhr in Knysna ab. An der Waterfront ließen die Musiker den Tag, der unerwartet und doch so reibungslos ablief, gemütlich ausklingen. Das wird nicht die letzte Planänderung gewesen sein... (Christian)
Dienstag, 8. Oktober 2019
Gestärkt starteten wir die Busreise zum ersten Highlight des Tages, dem „Tsitsikamma National Park“, um dort zu Wandern. Auf dem Weg liegt die schon erwähnte, höchste kommerziell betriebene Bungee-Jumping-Brücke der Welt mit einer Höhe von 216 m. Die Bloukrans Bridge über den gleichnamigen River wird nur noch von der Royal Borge Bridge in Colorado übertroffen, von der nicht ständig ein Sprung voller Adrenalin in die Tiefe möglich ist. Im „Tsitsikamma National Park“ angekommen, konnten wir uns nicht die Suspension Bridge – Storms River Hangebrücke entgehen lassen.
Der Park beeindruckt durch seine Natur und bizarre wunderschöne Landschaft. Sogar mit dem Kajak kann der Tsitsikamma National Park gepaart mit Wanderungen erkundet werden.
Im Anschluss ging es weiter nach Port Elizabeth / Eastern Cape. Niedersachsen und Eastern Cape pflegen seit 1995 eine lebendige Partnerschaft, die sich durch vielfältige Projekte und eine aktive Besuchskultur auszeichnet. Aufgrund eines vor einigen Jahren stattgefundenen Jugendprojekts trafen wir dort durch Eva und Jens auf die Salem Moravian Concert Band. In der Salem Moravian Church wurden wir von der Band herzlich begrüßt.
Ganz nach dem Motto „Music Connects People[s] And Cultures“ hieß uns zudem die Repräsentantin des Landes Niedersachsens in der Provinz Eastern Cape, Frau Inger Steffen, offiziell willkommen. Sie wünschte der Salem Moravian Concert Band wie dem MSO einen erfolgreichen Austausch und viel Erfolg für unser gemeinsames Konzert am folgenden Tag.
Im Anschluss an ein gemeinsames Essen starteten Workshops für Kinder und Jugendliche mit sechs Musikern des MSO für verschiedene Instrumentengruppen (Tiefblech, Trompete, Schlagzeug, Klarinette, Querflöte und Saxophon). Es wurde im Hinblick auf die kommende Adventszeit das deutsche Weihnachtslied „Still, still, still“ geprobt und Dozenten und Musiker hatten viel Spaß bei der gemeinsamen Arbeit.
Die anderen MSOler wurden zunächst in ihre Quartiere gefahren und trafen sich anschließend mit den Mitgliedern der Concert Band zu einer gemeinsamen Probe in der Salem Moravian Church unter der Leitung von Henning wieder: 81 Musikerinnen und Musiker, die sich auf Anhieb gut verstanden und die Freude an der Musik teilten.
Vor der Probe konnten wir uns von den erfolgreichen Workshops vor Ort einen Eindruck verschaffen. Im Anschluss daran studierten alle gemeinsam zwei Musikstücke – „Pata Pata“ und „The Greatest Showman“ – für das Konzert am darauffolgenden Tag ein. (Ani & Claudi)
Mittwoch, 9. Oktober 2019
Nach einem gemeinsamen Probenabend mit dem Blasorchester der Salem Moravian Brass Band stand heute zunächst etwas Entspannung auf dem Programm. Wir wollten einen Ausflug in den „Kragga Kamma Game Park“ unternehmen und durch diesen mit unserem Bus fahren. Da wir aber den einzigen Regentag erwischt hatten, war es unserem Busfahrer Chris zu gefährlich, mit dem riesigen Bus in den Park zu fahren – und mit offenen Jeeps bei Regen durch den Park zu fahren, war uns dann doch zu ungemütlich. Also entschieden wir uns um und fuhren gemeinsam an die Waterfront, um uns dort etwas umzuschauen und vielleicht ein paar Mitbringsel zu kaufen.
Da der vorherige Tag und Abend doch recht anstrengend waren und sich nach der vorabendlichen Probe alle im Hotel Untergebrachten nicht mehr aufraffen konnten zur Waterfront zu fahren, war das jetzt aber nicht so schlimm. Das Gebiet dieses Hafenviertels nennt sich passend Summerstrand und hier gibt es den so genannten Boardwalk, eine schön angelegte Einkaufszone. In dem großen Komplex sind neben einer Ausstellung auch ein Casino sowie zahlreiche Restaurants, ein paar Läden und ein afrikanischer Markt mit handgefertigten Gegenständen und typischen Tourimitbringseln zu finden.
Erstaunlich war nur, dass wir gefühlt die einzigen Menschen auf dem Boardwalk waren. Hier ist also offensichtlich erst zu späterer Stunde etwas los. Wir schlenderten etwas verwundert und beeindruckt durch den Boardwalk bis zur Strandpromenade, wo sich alle etwas ausruhen und stärken konnten.
Zurück im Hotel und in den Gastfamilien hatten wir kurz Gelegenheit uns frisch zu machen, bevor es zum Konzert in die Arcadia Moravian Church ging. Es war unser drittes Konzert in Südafrika und auch das dritte Konzert in einer Kirche. Nach dem Aufbau stellten wir fest, dass die „Bühne“ in der hinteren Reihe doch nicht ganz breit genug war. Kurzerhand wurde ein Tritt, der eigentlich dem Prediger als Erhöhung dient, als Verbreiterung für unseren Schlagzeugbereich zweckentfremdet. Nach ein paar Tönen des Einspielens war klar, dass viele Musiker mich als Dirigenten nicht sehen können. Also bauten mir Jens und ein Musiker der Salem Moravian Brass Band aus einem Brett und ein paar Steinen ein Dirigentenpodest – perfekt und unkompliziert. Nun konnte es losgehen.
Die Arcadia Moravian Church war allerdings ganz anders gebaut als die vorigen, eher traditionellen Kirchen. Der Kirchraum war nicht so hoch, sodass deutlich weniger Hall im Raum war. Dafür gab unser „Konzertraum“ die mittleren und tiefen Frequenzen sehr deutlich und präsent wieder. Hieran mussten wir uns natürlich erst gewöhnen. Zu meiner Freude dauerte es jedoch nicht lange, bis sich meine Musikerinnen und Musiker darauf eingestellt hatten und sogar ein, für diesen Raum, schwieriges Werk wie Egmont von Beethoven klangvoll spielen konnten. Durch die Erfahrungen der anderen Konzerte ging dieses Einstellen auf den Raum merkbar schneller und so konnten wir nach ganz kurzer Einspielprobe ein tolles Konzert vor vielen interessierten Zuhörern geben.
Bei meinen Verbeugungen nach den Stücken sah ich immer nach hinten zum anderen Ende der Kirche. Da saßen die Musikerinnen und Musiker des Blasorchesters der Salem Moravian Brass Band und lauschten uns sehr interessiert, warteten aber auch darauf, endlich mit uns gemeinsam die am Vorabend geprobten Werke zu präsentieren. Endlich war es soweit. Wir räumten schnell alle Stühle im Orchester beiseite und begrüßten die einheimischen Musikerinnen und Musiker bei uns auf der „Bühne“. Alle gemeinsam spielten die Musik aus dem Film „The Greatest Showman“ und ich konnte die Begeisterung in den Gesichtern sehen. Auch das Publikum war begeistert und hatte Spaß – vor allem als wir dann noch mit „Pata Pata“ sehr bekannte Musik von Miriam Makeba spielten, standen alle und feierten unsere Musik.
Wie wunderbar, dass es so einfach ist, gemeinsam Musik zu machen.
Nach dem Konzert gab es dann ein großartiges, sehr leckeres Büffet für uns alle. Hier kam ich noch etwas ins Gespräch mit Tyrone, der die musikalische Ausbildung der Salem Moravian Brass Band federführend koordiniert und organisiert und das Orchester leitet. Ich habe großen Respekt vor seiner Arbeit. Es ist beeindruckend, wie vielen jungen Südafrikanern Tyrone durch Stipendien eine (musikalische) Zukunft schafft.
Dem gemeinsamen, völkerverbindenden Tanz mit den befreundeten Musikerinnen und Musikern sahen Tyrone und ich nur gespannt zu und erfreuten uns an diesem Anblick.
Wie wunderbar, dass gemeinsame Musik Menschen so schnell verbindet. (Henning)
Donnerstag, 10. Oktober 2019
Sehr früh morgens machten wir uns am Donnerstag von Port Elizabeth aus auf den Weg zum „Addo Elephant Park“, dem drittgrößten Nationalpark Südafrikas. In dem 164.000 ha großen Gebiet leben mittlerweile einige Hundert Elefanten, nachdem im Gründungsjahr 1931 nur noch elf übrig waren.
Aber auch die anderen Großwildtiere sind dort zu Hause: Löwen, Büffel, Nashörner und sogar einige wenige Leoparden – die Vorfreude, auf Afrikas „Big 5“ zu treffen, war also schon während der Fahrt sehr groß!
Pünktlich vor Ort wurden wir auf fünf Ranger-Fahrzeuge aufgeteilt. Aufgrund unserer Gruppengröße musste sich unser Veranstalter sogar noch Wagen einer anderen Organisation leihen – Musik verbindet sogar Konkurrenten! Die Halbtags-Safari konnte also beginnen und so fuhren wir auf unterschiedlichen Routen durch den Park. Die Ranger erzählten nebenbei viel über den Park und die Tiere, sodass wir hier schon viel lernten. Viel Begeisterung löste schon einer der kleinsten Parkbewohner aus: der Pillendreher-Käfer; lange bedroht, fühlt er sich im Addo sehr wohl und war dort auf den Straßen unterwegs, einige sogar in Action!
Doch auch die großen Tiere ließen nicht lange auf sich warten und schon warteten einige Kudus am Straßenrand (manch einer dachte dabei zurück an unser Essen am ersten Abend in Kapstadt). Nach kurzen Fotostopps ging es auch schon weiter: Hinterm nächsten Gebüsch schlenderte eine Gruppe Warzenschweine und diese blieben nicht die einzigen während des Tages („Look, another Pumba on the right!“).
Aber dann: endlich der Anblick eines ausgewachsenen Elefantenbullen, der seelenruhig neben einer Herde Zebras entlang ging.
Die Begeisterung war riesig, sodass wir kaum weiterfahren wollten. Doch auch im Laufe des Vormittags zeigten sich weitere Elefanten am Wegesrand, die sich seelenruhig fotografieren ließen.
Auch die Landschaft selbst war wunderbar, weshalb alle die Tour sehr genossen. Zum gemeinsamen Mittags-Snack trafen sich alle an einem Picknick-Platz und tauschten die bisherigen Erfahrungen, Sichtungen und Fotos aus. Es zeigte sich, dass auf anderen Routen sogar größere Elefanten-Gruppen mit Jungtieren zu bestaunen waren – ein beeindruckender Anblick! Gestärkt fuhren wir weiter und konnten weitere Antilopen, Strauße, Käfer, Vögel und Schildkröten bestaunen.
Und auch Pumbas bester Freund Timon, das Erdmännchen, ließ sich blicken, auch wenn er des Öfteren mit Mungos verwechselt wurde. Die Tour war viel zu schnell vorbei, und auch wenn wir zwar nicht alle „Big 5“ beobachtet hatten, waren doch alle begeistert von den Tieren, die sich gezeigt hatten (auch wenn einige doch etwas traurig darüber waren, das Elefantenbaby verpasst zu haben). Wir hatten also eine tolle Tour durch den „Addo Park“ und können diesen nur wärmsten weiterempfehlen – auch sicher für längere Touren bei mehr Zeit.
Doch wir hatten schließlich einen straffen Zeitplan und machten uns direkt auf die Weiterreise in Richtung Mossel Bay, wo wir für die Übernachtung einen Zwischenstopp geplant hatten. Die Busfahrt führte uns erneut entlang der wunderschönen „Garden Route“ mit tollen Ausblicken auf Klippen, Küste, Ozean und Berge. Das Hostel in Mossel Bay war durchaus etwas Besonderes: ein alter Zug direkt am Strand!
Die „Zimmer“ waren ziemlich schmal, hatten aber wunderbares Flair. Für diese Atmosphäre teilt man sich gern mit dem ganzen Waggon je eine Toilette und Dusche. Die angrenzende Bar lud einen Großteil des Orchesters noch zu Abendessen, Feierabendbieren und einigen Runden „Sprinbokkies“ ein. Auch ein immer besser werdendes „Prost, prost, prösterchen“ erklang durch’s Abteil (womöglich werden wir nun auch berühmt). Gerüchteweise wurde zu noch späterer Stunde sogar am Strand spaziert und im Meer gebadet, doch mangels Augenzeugen lässt sich dies wohl nie bestätigen. (Isabell & Mareille)
Freitag, 11. Oktober 2019
Eines war für uns alle, unabhängig ob Hostel- oder Hotelschläfer, gleich an diesem Morgen: der atemberaubende Blick, den man beim Wachwerden aus dem Fenster werfen konnte und das Brechen der Wellen bzw. das Rauschen des Meeres, durch das der ein oder andere von uns vielleicht sogar geweckt worden war.
Nach einem ausgiebigen Frühstück quasi am Strand wurden zunächst die Hostel- und anschließend die Hotelgäste eingesammelt und es ging abermals auf eine etwas längere Busfahrt, jetzt nach Stellenbosch. Unterwegs gab es die ein oder andere – „Hallo, hallo, hallo, hallo!“ – Planänderung und zwei längere Stopps, bei denen wir beim Aussteigen von den unerwartet warmen Temperaturen überrascht wurden. Ein wenig verspätet kamen wir dann letztendlich in der „Golf Lodge“ an und hatten nur wenig Zeit, uns nach Beziehung unserer erneut atemberaubenden Zimmer/Lodges noch etwas frisch zu machen.
Gegen 16:15 Uhr machten wir uns dann auf den Weg zum „Goede Hoop Wine Estate“.
Auf dem Weingut angekommen war bereits unsere Bühne inklusive Stühle und Schlagzeug aufgebaut und wir konnten direkt mit der Anspielprobe beginnen.
Da das Konzert draußen unter freiem Himmel stattfand, was für die Zuschauer sicherlich seinen Charme hatte, konnten wir aufgrund der hereinbrechenden Dunkelheit schon nach kurzer Zeit nur noch wenig erkennen. Bedingt durch einen Scheinwerferstrahl sah Henning zeitweise aus wie Graf Dracula, was zum erstmalig gespielten „Tanz der Vampire“ natürlich sehr passend war.
Nach dem unter gegebenen Umständen durchaus gelungenen Konzert wurden wir von unseren Gastgebern in die Halle geführt, in der die Weinprobe stattfinden und das Braai serviert werden sollte. Wir bekamen fünf verschiedene Weine mit einer kleinen Einführung vorgestellt, darunter einen Weißwein und vier Rotweine, die wir dann probieren konnten. Jeder konnte sich seinen Lieblingswein merken und später für zu Hause noch das ein oder andere Fläschchen mitnehmen.
Auch Henning kam während der Weinprobe zu Wort und bedankte sich für die tolle Reise und den Zusammenhalt untereinander und natürlich insbesondere beim Orga-Team.
So gegen 23 Uhr machten wir uns dann mit dem Bus wieder auf den Weg zur Golf Lodge und ließen dort den Abend – unter anderem mit dem mitgebrachten Wein – gemütlich ausklingen. (Jill & Aliena)
Samstag, 12. Oktober 2019
Nach einer doch sehr luxuriös verbrachten Nacht begann der Tag mit „cooked breakfast“, mittlerweile schon ein Klassiker der Fahrt in Punkto Frühstück. Aber auch heute gab es noch etwas zu lernen: Wenn auch die Briten diese Art der frühen Verköstigung mitgebracht haben (Ei, Würstchen, Speck), ist das richtige „Full South African“ Toast, Ei und Hackfleisch in Soße. Eine Kombi, die bereits in Greyton für Aufsehen gesorgt hatte. Nun wissen wir mehr.
Heute war wohl auch der Tag, an dem die MSO-Tour-Erkältung auch den letzten Musiker erwischt haben sollte. Vereinzelt war man schon wieder gesundet, aber dieser „Virus“ wollte uns irgendwie nicht verlassen.
Vor der Abfahrt sprach Melanie einen riesengroßen Dank an unseren Busfahrer Chris für seine sicheren Fahrkünste und die unendliche Unterstützung und Flexibilität und an unseren „Reiseleiter“ Randolf für sein (übrigens unentgeltliches) Engagement bei der Tour aus. Während Chris den tosenden Applaus und das Geschenk sichtlich zurückhaltend und still entgegennahm, sprach Randolf auch uns allen seinen Respekt aus. Das Orchester sei ein wirklich tolles Team mit großer musikalischer Leistung und einem besonders ausgeprägten Teamspirit und bewältige als eine gemeinsame Einheit auch problematische Situationen mit Bravour.
Bis zur Fahrt zum Airport stand Bummeln in der Stadt Stellenbosch auf dem Programm.
Da wurde das städtische Museum besucht, letzte Postkarten geschrieben, man saß im Café in der Sonne und einige ließen sich noch einmal so richtig beim Shopping gehen: Handtaschen, Schalen, Tee, Socken, Erdmännchen (keine Sorge wegen Artenschutz, die Kollegen waren aus Holz geschnitzt) und vieles mehr kam in vielen Tüten am Bus an, als es hieß „Abfahrt zum Flughafen“.
Dort begann dann bald das Einchecken mit den schon erwarteten, aber lokal wieder anders gelebten Unwägbarkeiten bei unseren vielen Extragepäckstücken. Andrea, Lars und Steffen gaben auch hier wieder ihr Bestes, um alle Probleme wohlbesonnen zu lösen. Es kam vereinzelt noch zu panikartigen Umpackaktionen, nachdem eine Testwaage gegenüber besucht wurde, die wohl anders geeicht war als die am British Airways-Schalter :D — aber irgendwann war dann alles erfolgreich aufgegeben!
Am Flughafen trennten sich dann die Wege der Gruppe, da eine Fraktion über Istanbul zurückflog. Auf dem Rollfeld kam es noch zum kurzen Rendezvous der beiden Maschinen der Turkish Airlines und British Airways, während es sich alle mit Speis und Trank bequem machten.
Der Flug im Jumbo der British Airways begann mit 1 3/4 Stunden Verspätung. Grund waren eine technische Störung, die aber vor Ort behoben werden konnte, und ein erkranktes Crewmitglied, wodurch es zu Verzögerungen im Service kam.
Ein Flight Attendant sagte, bei diesem Flug ginge für sie schief was schief gehen kann, und es war hier und da auch der Wurm drin: Auf den Essenplatten waren Kuchen und Salat falsch verteilt, das Entertainment-System stürzte zweimal ab und funktionierte teilweise gar nicht mehr... Ersten Einschätzungen flugerfahrener Musiker nach könnte es sich um eine der ältesten Maschinen „im Dienste ihrer Majestät“ gehandelt haben, was aber für die Musiker kein Hindernis darstellte, die letzte große gemeinsame Reisestrecke gutgelaunt, mit (wie auf dem Hinflug) „Chicken or Pasta“ und bei Getränken, Kartenspielen und angeregter Unterhaltung zu verbringen, bis dann langsam die Müdigkeit in der Kabine einsetzte... (leider noch immer mit dauerndem Husten, Schniefen und Niesen für den Großteil der Musiker)... und es hieß: Gute Nacht und bis morgen in London! (Tom)
Sonntag, 13. Oktober 2019
Am Morgen wurde noch im Flugzeug ein letztes Mal das English Breakfast genossen, bevor der Flieger dann gegen acht Uhr britischer Zeit zur Landung ansetzte. Etwas „zerknautscht“ von der mehr oder weniger gut verbrachten Nacht im Flugzeug, starteten die MSOler in verschiedenste Aktivitäten in London – denn man hatte gute zehn Stunden Zeit, bis der Anschlussflug nach Hannover startete. Während der Großteil der Gruppe sich entschloss, die Zeit entspannt mit Gesprächen, Spielen, Nickerchen, Essen, Trinken und letztem Duty-Free-Shopping am Flughafen zu verbringen, machten sich einige andere nach Windsor, Kingston oder London auf. Denjenigen, die es geschafft hatten, rechtzeitig vor der Sicherheitskontrolle abzubiegen, um den Flughafen zu verlassen, hatten etwas mehr Zeit für Sightseeing. Die anderen mussten nach der Sicherheitskontrolle leider feststellen, dass der Flughafen pro Stunde nur sechs Personen aus dem Terminal rauslässt – so konnten einige erst mit Verspätung die frische Luft erreichen.
Am späten Nachmittag waren aller pünktlich zurück zum letzten Boarding der Reise. Der Flug verlief ohne Zwischenfälle und gegen kurz vor 21 Uhr war unser Südafrika-Abenteuer dann endgültig vorbei und man konnte in viele erschöpfte, aber glückliche Gesichter blicken, die ihr Gepäck vom Band nahmen, sich verabschiedeten und sich auf den Nachhauseweg machten. (Fenja)
Zusammenfassend kann man sagen, dass wir wieder einmal eine unglaublich schöne und bereichernde Orchesterreise erleben durften. Wir haben einen Einblick in die beeindruckenden Landschaften Südafrikas und die dortige Tierwelt erhalten, sehr herzliche Menschen kennengelernt und tolle, sehr unterschiedliche Konzerte geben dürfen. Das hat unsere Orchestergemeinschaft noch einmal enger zusammengeschweißt. Abschließend geht ein großes Dankeschön an unseren Dirigenten Henning, an alle Musiker inklusive der Aushilfen, die von Anfang an direkt integriert waren, an Randolf von Afrika Lovers und vor allem an unser sechsköpfiges Orga-Team, bestehend aus Melanie Vockeroth, Andrea Hoppe, Steffen Hospodarz, Jens Enders, Lars Friedrichs und Katja Mollenhauer!
(fr)