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Nach acht Reisetagen, 1.300 Kilometern im Zug und knapp 15.000 Flugmeilen ist das Modern Sound[s] Orchestra (MSO) wohlbehalten von seiner Chinareise zurückgekehrt. Vom 10. bis zum 18. April 2014 war das Orchester auf Einladung der Shanghai International Culture Association in Shanghai, Jinan und Peking gewesen. In zwei Konzerten konnte das MSO sein musikalisches Können dem chinesischen Publikum zeigen und auf seiner Reise vielfältige Eindrücke der chinesischen Kultur sammeln.

 

 

Los ging es am 10. April - für einige der 47 Musiker schon sehr früh morgens. Da nicht das gesamte Orchester in einem Flugzeug von Hannover aus nach Amsterdam fliegen konnte, fuhr die Hälfte der Truppe zunächst mit dem Bus nach Hamburg. Auf dem Flughafen Schiphol trafen dann die hamburgische und hannoversche Reisegruppe aufeinander. Die gute Stimmung konnte auch nicht durch eine Verspätung von zwei Stunden des Anschlussflugs nach Shanghai getrübt werden. KLM spendierte als Ausgleich Verzehrgutscheine. So stand man zusammen und blickte gespannt und etwas aufgeregt auf die kommende Woche in China. Der Flug nach Shanghai verlief angenehm ruhig ohne Turbulenzen.

Nach langer Wartezeit bei der Pass- und Visumskontrolle wurden die Musiker herzlich von der Organisatorin Frau Cao empfangen und per Bus zum Hotel gebracht. Trotz Müdigkeit und Erschöpfung ging es nach dem Einchecken direkt los, um erste Eindrücke von der Stadt zu sammeln. Das MSO bummelte durch eine kleine Fußgängerzone, in der tausende fremde Gerüche auf einen einströmten. Es wurde gedrängelt, gehupt, gefeilscht und überall wollten einem Händler ihre Waren andrehen. Nach diesen ersten Impressionen in Shanghai erfolgte die Besichtigung des Yu-Gartens, eines überwältigenden Beispiels für die Gartenkunst Chinas. Zum Abendessen führte Frau Cao die Gruppe in ein Restaurant, in dem der für Shanghai bekannte Feuertopf serviert wird: In geselliger Runde wurden Gemüse, Fleisch und Nudeln in Brühe geworfen, um sie anschließend mit chinesischen Essstäbchen wieder herauszufischen und zu verzehren.

Am nächsten Tag stand das erste Konzert der Reise an. Nach einem chinesischen Frühstückbesichtigte das MSO jedoch zunächst Pudong, Shanghais modernsten Stadtteil. Dort fuhren einige auf den Oriental Pearl Tower, den fünfthöchsten Fernsehturm der Welt. Leider spielte das Wetter nicht mit, sodass der Ausblick durch Regenwolken getrübt wurde. Es ließ sich jedoch die schiere Größe von Shanghai durchaus erahnen. Eine besondere Attraktion war der Skywalk, ein gläserner Fußboden im Fernsehturm, durch den man direkt senkrecht nach unten blicken konnte. Anschließend ging es weiter zur Uferpromenade Bund, von der aus die Skyline Shanghais bewundert werden konnte und zu einem kurzen Bummel in der Nanjing Road.

 

 

Nachdem sich die Musiker auf eigene Faust gestärkt hatten, ging es zum ersten Konzertort, dem Shanghai Centre Theatre. Die Erleichterung war groß, als klar wurde, dass die von Hannover aus per Luftfracht verschickten Instrumente pünktlich, vollständig und intakt angekommen waren. Schnell wurde aufgebaut und es erklangen die ersten Töne in dem schönen, mit roten Samtsitzen ausgestatteten Saal. In der Anspielprobe wurden unter der Leitung des Dirigenten Henning Klingemann Akustik und Klangbalance getestet und angepasst, bevor um 19.30 Uhr das Konzert begann.

 

 

Mit knapp 1.000 Zuhörern war der Saal nahezu ausverkauft. Das MSO hatte bei der Musikauswahl bewusst darauf geachtet, dem chinesischen Publikum zum Einen die europäische Musikkultur und zum Anderen die ganze Bandbreite der sinfonischen Blasmusik vorzustellen. So erklang zum Auftakt der als Zirkusmarsch bekannte Einzug der Gladiatoren des tschechischstämmigen Komponisten Julius Fucík. Im Kontrast dazu stand das zweite Stück Bubugao, ein traditionelles chinesisches Stück, welches das Orchester als Gastgeschenk mitgebracht hatte. Mit dem fünften Satz Hobbits aus der Symphonie No.1 „Herr der Ringe“ von Johan de Meij präsentierte das MSO eine Originalkomposition für sinfonisches Blasorchester, gefolgt von einem Medley aus dem Musical Elisabeth. Bei der Habanera aus der Oper Carmen von Georges Bizet konnte die Gesangssolistin Laura Beuschel das Publikum bezaubern, bevor mit der Originalkomposition Transcendent Journey von Rossano Galante der erste Konzertteil beendet wurde.

Nach einer vom Theater exakt vorgegebenen viertelstündigen Pause begrüßte das MSO die Zuschauer mit Mozarts Ouvertüre zur Zauberflöte zurück aus der Pause. Anschließend erklang der Militärmarsch No. 1 aus Pomp and Circumstance des englischen Komponisten Edward Elgar. Besonderen Gefallen fand das Publikum auch an dem Medley aus Benny Goodman-Melodien, in dem Klarinettist Julian Aubke, Saxophonist Michael Möller, Posaunist Stefan Pirklbauer und Trompeter Jannis Burkhard ihr Können unter Beweis stellten. Mit dem Stück Hallelujah des kanadischen Singer-Songwriters Leonard Cohen betrat Sopranistin Laura Beuschel erneut die Bühne und zeigte, dass sich ihre Stimme nicht nur für Operngesang, sondern auch für Popballaden hervorragend eignet. Den offiziellen Abschluss des Konzerts bildete das fulminante Werk Innuendo der englischen Rockgruppe Queen. Nach drei Zugaben ergriff der Vorsitzende des Jugendblasorchesters Seelze e.V., Tom Kruse, das Mikrofon und richtete einige Dankesworte an die Shanghai International Culture Association und seine stellvertretende Vorsitzende Melanie Vockeroth überreichte die Gastgeschenke - Hannover 96-Trikots und eine MSO-CD. Nach dem Konzert war die Anspannung von Dirigent und Musikern ob der schwer einschätzbaren Reaktionen des Publikums abgefallen. Das Orchester hatte sich gut präsentiert und das chinesische Publikum sparte nicht mit Applaus. Besonders in Erinnerung blieb, dass ein junges Mädchen mitten im Konzert spontan auf die Bühne kam, um Dirigent Henning Klingemann Blumen zu überreichen. Geschafft durch den langen Tag und das schöne, aber auch anstrengende Konzert, das auf Wunsch der chinesischen Organisatoren ohne die für die Musiker sehr hilfreichen Moderationspausen ablief, fuhr das Orchester zum Bund, um die von Postkarten bekannte beleuchtete Shanghaier Skyline noch einmal bei Nacht zu bewundern.

Am nächsten Morgen musste das MSO Shanghai schon hinter sich lassen und fuhr mit dem Schnellzug die gut 800 Kilometer nach Jinan, die sechs Millionen Einwohner umfassende Hauptstadt der Provinz Shandong. Nach dem Einchecken in das dortige Hotel ging es zum Abendessen, bei dem neben anderen chinesischen Gerichten auch Frosch angeboten wurde. Anschließend schlenderten die Musiker noch etwas durch das Viertel. Schnell wurde klar, dass die eher „kleine“ Provinzstadt im Vergleich zu Shanghai traditioneller und weniger westlich geprägt wirkte.

 

 

Der nächste Tag stand wieder im Zeichen eines Konzerts, diesmal in Jinan. Vormittags sollten aber zunächst einige Sehenswürdigkeiten der Stadt besucht werden. Die Musiker fuhren mit dem Bus zu den sogenannten 72 Quellen, für die Jinan bekannt ist, beobachteten dort die Einheimischen beim Trinkwasser holen, genossen die Sonne und machten einen Spaziergang um das Wasser. Nach einem Besuch des Daming Lake machte sich das MSO auf zum Konzerthaus, dem Shandong Provincial Grand Theatre. Dieses sehr beeindruckende, futuristisch anmutende Gebäude wurde erst 2013 fertig gestellt und umfasst drei große Kuppeln, unter denen sich ein Opernsaal, ein Multifunktionssaal und der Konzertsaal, in dem das MSO spielen sollte, befinden. Beim Betreten eben dieses Saales entrutschte dem ein oder anderen Musiker ein staunendes „Oh, wow!“. Der Raum war sehr groß und wirkte mit seinem vielen hellen Holz schlicht, aber elegant und sehr stimmig. Bei der Anspielprobe stellte sich dann heraus, dass er sich auch durch eine großartige Akustik auszeichnete. Das Konzert, bei dem die gleichen Stücke wie in Shanghai gespielt wurden, verlief sehr gut. Die Freude, in so einem hervorragenden Saal ein Konzert spielen zu dürfen, war den Musikern anzusehen und insbesondere auch anzuhören - sie waren mit vollem Eifer und voller Konzentration dabei. Die gut 800 Zuhörer ließen sich von dieser Stimmung anstecken: Es ertönten Bravo-Rufe und es wurden drei Zugaben erklatscht. Bei der dritten Zugabe, dem traditionellen chinesischen Lied Jasmin, gab es sogar spontanen Applaus nach den ersten paar Takten, als die Zuhörer das Stück erkannten. Alle Musiker waren gerührt von solch einer Begeisterung der Zuschauer.

Nach dem Konzert waren Dirigent Henning Klingemann und die Musiker sehr zufrieden und schwärmten von dem tollen (Klang-) Erlebnis, auf so einer fantastischen Bühne gespielt zu haben. Außerdem waren alle erleichtert, dass beide Konzerte so gut verlaufen waren und es keine größeren Probleme mit der Organisation und dem Instrumentarium gegeben hatte.

 

 

Nachdem der musikalische Teil der Reise mit dem Konzert in Jinan zu Ende war, fuhr das MSO weiter nach Peking, in das kulturelle und politische Zentrum Chinas. Dort verbrachten die Musiker noch die letzten Tage der Reise. Zunächst wurde der Chinesischen Mauer ein Besuch abgestattet und viele Musiker machten sich daran, die steilen Stufen des Weltkulturerbes zu erklimmen. Am Nachmittag konnte die Reisegruppe in einem Teehaus verschiedene Teesorten probieren und sich über deren Wirkungen informieren lassen. Anschließend ging es zum Olympiagelände, wo die Architektur des Olympiastadions von 2008, dem Vogelnest, und der Schwimmhalle, dem Wasserwürfel, bestaunt wurde. Abends ließen sich einige Musiker eine Vorführung der Peking-Oper nicht entgehen.

 

 

Am vorletzten Tag der Reise machte sich das MSO früh auf den Weg, um die historischen Stätten innerhalb Pekings zu besichtigen. Zunächst stand ein Besuch des Himmelstempels an, wo die Kaiser der Ming- und Qing-Dynastie jedes Jahr für eine gute Ernte beteten. Danach fuhren die Musiker zum Tian'anmen-Platz, dem Platz des Himmlischen Friedens, und staunten über die Größe des oftmals als größter befestigter Platz der Welt bezeichneten Ortes. Von da aus ging es direkt in die Verbotene Stadt, wo der pekinger Reiseleiter Jason allerhand Wissenswertes über das Leben der Kaiser innerhalb dieser Mauern erzählte. Nach einem Besuch der Hutongs, der traditionellen Gassenviertel Pekings, ging es zurück zum Hotel. Abends besuchten einige Musiker zum Abschluss der Reise eine Kung Fu-Show, in der die beeindruckenden Kampfkünste der Shaolin-Mönche gezeigt wurden. Die übrigen Orchestermitglieder packten schon ihre Koffer, denn am nächsten Morgen ging es früh um fünf Uhr zum Flughafen, um von dort die Heimreise anzutreten.

Nach einem Zwischenstopp in Paris kamen dann auch alle Musiker erschöpft, aber zufrieden und voller neuer Eindrücke und Erfahrungen wieder in Hannover an. Alle waren sich einig, dass diese Konzertreise ein unvergessliches Erlebnis war, welches von zahlreichen schönen musikalischen, kulturellen, aber auch zwischenmenschlichen Momenten geprägt war.

Ein Dank geht an dieser Stelle noch einmal an alle, die diese Orchesterreise ermöglicht haben, allen voran an Dirk Rubke, den vereinsinternen Hauptorganisator der Reise, aber auch an den Vorstand des Jbo Seelze e.V., an den Dirigenten Henning Klingemann und an Aihua Cao, die auf chinesischer Seite für die Planungen zuständig war. Auch den Sponsoren der Reise - der Region Hannover, RegioBus, Hannover 96, dem Städtepartnerschaftsverein Seelze und dem TÜV Nord - sei an dieser Stelle nochmals ausdrücklich für ihre Unterstützung gedankt.         (fm/an)

 

 

 

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