Das waren zwei atmosphärische Kulissen für das Modern Sound[s] Orchestra (MSO): Während es am 24. Juni 2023 im Amtsgarten von Schloss Landestrost in Neustadt am Rübenberge auftrat, war es einen Tag später auf dem Pfarrgelände vor dem Kloster Marienwerder in Hannover zu Gast. Beide Locations bildeten für einen sommerlichen, kurzweiligen Auftritt das ideale Setting, das das Publikum dankbar mit Picknickdecken und Liegestühlen aufgriff. Das sinfonische Blasorchester aus Seelze steuerte mit seiner Stückauswahl jeweils das perfekte Programm für einen musikalischen Sommertag bei.
Abwechslungsreich und unterhaltsam erwies sich nicht nur die „Suite für Varieté-Orchester“ von Dmitri Schostakowitsch, deren Gestus an verspielte Zirkusmelodien erinnerte, sondern auch die Vertonung des Buchs „Reise um die Erde in 80 Tagen“. Hier waren die Besucher regelrecht Zeugen von Phileas Foggs Abenteuern auf den Kontinenten. Neben Fragmenten aus verschiedenen Nationalhymnen entstand vor dem geistigen Auge eine Wüstenkarawane oder ein Ritt durch den Wilden Westen. Trompeteten im einen Moment noch die Elefanten durch die Savanne, so legte im nächsten Moment schon der Dampfer unter lautstarkem Tuten des Schiffhorns aus New York ab – schließlich war kurz zuvor eine Reminiszenz an Frank Sinatras Hymne an die Stadt zu hören gewesen. Damit man diese programmatische Komposition einordnen konnte, lieferte Dirigent Henning Klingemann in seinen Moderationen die passenden Hinweise.
Dass das MSO auch in seinem Sommerprogramm Vielseitigkeit beweist, zeigte es in der Zusammenstellung von Kino-Soundtracks zu „Forrest Gump“ und „Arielle, die Meerjungfrau“. Bei diesen Melodien sah man direkt die legendäre Feder schweben bzw. das Leben „Unter dem Meer“. Popmusik hatten die 60 Musikerinnen und Musiker mit Songs von Phil Collins und Michael Bublé ebenfalls auf dem Programm, dessen Hit „Feeling Good“ nicht nur Konzertmotto war, sondern auch vom Publikum augenscheinlich so empfunden wurde.
Ein besonderes Highlight war „Saxpack“ von Otto M. Schwarz als Solostück für Saxophon. Hier bewies Orchestermitglied Michael Möller, dass er nicht nur ein hervorragender Ensemblespieler ist. Gleichsam an den Instrumentenvarianten Alt und Sopran gefordert, brachte er schnelle technische Passagen zum Vorschein und überzeugte im ruhigen Mittelteil mit gefühlvoll ausgespielten Melodielinien. Neben Michael Möller bewiesen im „Hebrew Dance“ schließlich noch weitere MSO-Mitglieder an Trompete, Klarinette, Saxophon und Piccoloflöte ihre solistischen Stärken.
Das Publikum war nach zwei Stunden derart begeistert, dass es das MSO erst nach zwei Zugaben zurück in Schloss und Kloster ließ. Für das NDW-Medley „80er Kult(Tour)“ tauschte Klingemann zur allgemeinen Erheiterung eigens sein schwarzes Sakko in ein grellbuntes ein. Nach Hause geschickt wurden aber alle mit „dem“ MSO-Stück, das Appermont dem Verein im letzten Jahr auf den Leib geschrieben hatte: der Hymne aus „A Hero’s Tale“.
Ein Wiedersehen mit dem MSO gibt es auf der Konzertbühne zu einer ganz anderen Jahreszeit. Erstmals gibt das Blasorchester ein Weihnachtskonzert, das am 10. Dezember um 17 Uhr in der Markuskirche in Hannover-List stattfinden wird. Die genauen Informationen folgen zu gegebener Zeit.
(ja)