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Modern Sound[s] Orchestra und Jbo-YoungStars spielen in ausverkauftem Saal

 

Gelbe Sprechblasen, eingebettet in einen schwarzen Hintergrund und der markige Spruch „Einmal alle[s] bitte!“. So wurde in einem Flyer auf ein Konzert aufmerksam gemacht, das es in dieser Form in der Vereinsgeschichte des Jugendblasorchesters Seelze e.V. (Jbo) noch nie gegeben hat. Nämlich das erste gemeinsame Konzert der beiden größten Ensembles des Vereins, das Modern Sound[s] Orchestra (MSO) und die Jbo-YoungStars, welches am 17. Oktober 2015 im Forum des Georg-Büchner-Gymnasiums in Letter stattfand. Und tatsächlich wurde auf dem Flyer nicht zu viel versprochen, denn schon gleich zu Anfang, als die Musikerinnen und Musiker nicht enden wollend auf die Bühne strömten, bahnte sich Großes an. Die gewaltige Anzahl von 87 Musikern ließ bei manchem der über 300 Zuhörer (ausverkauft!) die Frage aufkommen, wie das denn wohl klingen mag, wenn alle gleichzeitig in ihr Instrument blasen. Es dauerte nicht lange, da sorgte das Orchester gemeinsam mit dem eigens für diese Großveranstaltung verpflichteten Gastdirigenten Andreas Siry für die Antwort. Die Stammdirigenten des MSO und der Jbo-YoungStars, Henning Klingemann und Natalie „Alfi“ Hönemann, hatten ihren Taktstock gegen das Bariton-Saxophon bzw. die Trompete ausgetauscht und in den Reihen der Musiker Platz genommen. Auf einer gemeinsamen Fortbildung in Leipzig lernten sich Klingemann und Siry vor sieben Jahren kennen und stehen seitdem in regelmäßigem Kontakt miteinander. Der 38-jährige Siry ist hauptberuflich im Marinemusikkorps Kiel tätig und leitet darüber hinaus das Landesjugendblasorchester Schleswig-Holstein. Dass er das Studienfach „Dirigieren“ mit Auszeichnung abschloss, war dann auch schnell ersichtlich. Präzise, leidenschaftlich und mit vollem Körpereinsatz entführte er Musiker und Publikum in die Welt sinfonischer Blasmusik mit Originalkompositionen, Filmmusik, klassischen Klängen und auch Märschen. Jedes der präsentierten Musikstücke wurde von zwei Vereinsmitgliedern informativ und stets sehr amüsant anmoderiert.

Den Auftakt bildete der „Ceremonial March“, bei dem sich der belgische Komponist Jan Van der Roost von Edward Elgars „Pomp and Circumstances“-Märschen inspirieren ließ und dieser Sammlung mit seinem Werk, komponiert anlässlich des fünfzigsten Todestages von Elgar im Jahre 1984, einen sechsten Marsch hinzufügte. Der Urkontinent Gondwana stand im Mittelpunkt der folgenden Originalkomposition „At the Break of Gondwana“ von Benjamin Yeo. Mit schnellen Taktwechseln inszenierte das Orchester – allen voran das Schlagzeugregister – das Auseinanderbrechen der Landbrücken zwischen Südamerika, Afrika, der Antarktis, Australien, Madagaskar und Indien. Wer kennt sie nicht, die weltberühmten Bücher und Filme rund um Harry Potter. Für den ersten Film komponierte John Williams die Musik, die in einem Arrangement von Robert W. Smith den Musikern Einiges abverlangte. Ähnlich fantastisch, temperamentvoll und sehr anspruchsvoll ging es weiter: Willis sind feenhafte Wesen. Wenn eine Frau unverheiratet an gebrochenem Herzen stirbt, zwingen sie den Herzensbrecher dazu, sich zu Tode zu tanzen. Diese Legende wählte Giacomo Puccini für seine erste Oper „Le Villi“. Der zweite Satz des sinfonischen Intermezzos zwischen den zwei Akten mit dem Titel „La Treganda“ (Der Hexensabbat), bearbeitet von Johan de Meij, beendete nach der entspannt swingenden Originalkomposition „Jazz Waltz Number One“ von Otto M. Schwarz den ersten Programmteil.

 

Eine „Last Night of the Proms“ ohne diesen Marsch – undenkbar! Der „Pomp and Circumstance Military March No. 1” mit seinem Mittelteil, dem hymnischen „Land of Hope and Glory” von Edward Elgar ist ein fester Bestandteil des Londoner Musik-Events. Angesichts des einzigartigen Musik-Events in Letter läuteten die MSOler und Jbo-YoungStars mit diesem gleichermaßen mitreißenden wie eingängigen Musikstück den zweiten Konzertteil ein und die Besucher konnten selbst einen Vergleich zu dem eingangs gespielten „Ceremonial March“ anstellen. Nach Musik aus der bekannten „Fluch der Karibik“-Filmreihe wurden in einem Arrangement von Wolfgang Wössner vier Lieder aus dem Musical „Mozart!“ klangvoll und unterhaltsam dargeboten. Eine Reminiszenz an die bekannten Bands der jüngeren Vergangenheit, „The Jackson 5“ und „Santana“, bildeten zwei Medleys, mit denen das große Konzert beendet wurde. In den mit heftigem Applaus geforderten Zugaben blieben die Musiker diesem pop-jazzig geprägten Stil mit „Eye of the Tiger“ und „Birdland“ treu.

 

Zum Abschied dankte der Vereinsvorsitzende Tom Kruse neben den vielen Helfern, die an der Vorbereitung dieses einmaligen Konzertes mitgewirkt hatten, vor allem dem Gastdirigenten Andreas Siry für seine hervorragende Arbeit mit dem Orchester, der seinerseits angesichts des Schwierigkeitsgrades des Programms und der konzentrierten und disziplinierten Probenarbeit den Musikern für diese außergewöhnliche Leistung ein großes Kompliment aussprach. Denn die eingangs gestellte Frage, wie nahezu 100 Musiker wohl klingen mögen, wurde mit diesem prächtigen Konzert der Superlative klar beantwortet: gut zusammenpassend, harmonisch, ausgewogen, melodisch, klangvoll - kurz: wohlklingend!

Besonders freuten sich die Musiker auf der Bühne auch, einige ihrer jüngeren Vereinskollegen von den Jbo-Beginners im Publikum zu sehen. Die Viert- und Fünftklässler spielen ihr Instrument seit rund einem Jahr und aus der Begeisterung in ihren Gesichtern war abzulesen, dass sie es kaum erwarten können, selbst in einem so großen Orchester mitzuspielen.

Weitere Fotos vom Konzert sind hier zu finden.

 

 

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